Vegan, aber Honig?

Warum ich als Veganerin trotzdem Honig esse

Vegan essen bedeutet keine tierischen Produkte zu konsumieren. Dazu zählt auch Honig, denn der stammt nun mal von Bienen. Warum ich ihn trotzdem esse, darum geht es in diesem Artikel.

Honigproduktion

Kennt ihr die Doku „More than Honey“? Sie beschreibt sehr schön das Vorgehen bei der konventionellen, maschinellen Honig-Massenproduktion in den USA: Bienen werden LKW für LKW durch das ganze Land in riesige Plantagen gebracht, um dort ihren Dienst zu verrichten. Problem dabei sind die Monokulturen, in denen massiv Pestizide und Gifte eingesetzt werden, die die Bienen krank machen und töten.

Bei der Honigproduktion in großem Stil geschieht außerdem alles automatisch und mit Maschinen – Metallbleche schieben den Honig aus den Waben. Bienen die sich, angezogen vom Honig, auf die Waben setzen, gehen dabei drauf.

Um mehr Profit zu schlagen, wird den Bienen all ihr mühsam gesammelter Honig genommen, der eigentlich als Nahrung für den Winter dient, und mit Zuckerwasser ausgetauscht. Diese Ausbeutung schwächt die Bienen und macht sie anfälliger für Krankheiten, denn logischerweise ist der Honig nicht nur für uns Menschen durch die enthaltenen Mineralstoffe gesünder als Zucker. Das ist die eine Seite der Honigproduktion: Industriehonig, für den Bienen ausgebeutet und verheizt werden. Honig, der für Supermarkt-Fertigprodukte verwendet wird oder billig im Supermarktregal landet. Meist sogar noch gepanscht mit Glukosesirup, um aus weniger mehr zu machen.

Kein Honig ist auch keine Lösung

In Deutschland sieht die Lage etwas anders aus als in den USA, denn bei uns sind tatsächlich fast alle Imker Hobbyimker. Sie ernten den Honig per Hand und lassen ihre Bienen – bei Bio-Honig – auf Bio-Feldern sammeln, da dort keine Pestizide zum Einsatz kommen und Blühstreifen angelegt werden.

Trotzdem findet man diesen „Echten Deutschen Honig“ im Supermarkt selten. Meistens steht dort welcher „aus EG-Ländern und Nicht-EU-Ländern“, da viel Honig importiert wird, vor allem aus Mexiko, um unseren Bedarf zu decken. Und da haben wir dann wieder das Problem mit dem Industriehonig. Schlecht für die Bienen. Schlecht für die Umwelt (Ökobilanz und so). Aber eben weil es so viele Hobbyimker in Deutschland gibt, findet man auch an jeder Ecke Honig von kleinen regionalen (Bio-) Imkern, die man unbedingt in ihrer Arbeit unterstützen sollte (finde ich)! Hier ist warum:

Bienensterben

Denn die Bienen sterben. Grund dafür ist neben der eingeschleppten Varroamilbe der massive Einsatz von Pestiziden und Herbiziden. Besonders schädlich für Bienen sind die Insektizide der Klasse der Neonikotinoide. Diese wirken auf das zentrale Nervensystem der Bienen und stören ihren Orientierungssinn, sodass sie nicht zu ihrem Stock zurück finden, was zu einem Kollaps ganzer Völker führen kann. Herbizide sorgen für möglichst unkrautfreie Felder, was ein weiteres großes Problem darstellt, denn die Bienen finden nicht genug Futter. Für sie sind die ewigen Getreide- oder Maisfelder wie riesige Wüsten. Früher waren sie durchzogen mit Wildblumen, die den Bienen mit ihren Blüten Futter boten, heute sind es reine, giftige Monokulturen. Für uns Menschen bedeutet das nicht nur weniger Honig, sondern auch eine drohende Lebensmittelknappheit, denn keine Bienen heißt keine Bestäubung unserer Nutzpflanzen, heißt kein Obst, Gemüse, Nüsse, Gewürze, Öle.

Gründe für das Bienensterben

Ein Aussterben der Biene wäre also fatal und genau das ist auch der Grund, warum ich als Veganerin Honig esse und Bienenwachs nutze. Aber nicht dieses industrielle Zeug, sondern guten Bio-Honig vom kleinen regionalen Imker um die Ecke (im Pfandglas). Denn die Bienen brauchen unsere Hilfe.

Bienenschutz

Doch es reicht noch lange nicht, nur die Honigbienen über die Imker zu unterstützen. Auch die Wildbienen brauchen jemanden, der ihnen unter die Arme Flügel greift, denn sie sind noch fleißigere Bestäuber.

Also, was können wir tun, um den Bienen zu helfen?

  1. Ökologischen Landbau unterstützen, indem wir Bio kaufen und Pestizide boykottieren: Gesünder für uns, für den Boden, für die Tiere.
  2. Kleine regionale Imkereien unterstützen und Honig statt im Supermarkt nur vom Bio-Imker um die Ecke kaufen.
  3. Garten und Balkon bienenfreundlich machen: Ein Insektenhotel für Wildbienen aufstellen, bienenfreundliche Wildblumenmischungen säen oder ein Wildstaudenbeet anlegen (hier gibt’s Tipps vom NABU) und für eine abwechslungsreiche Blütenpracht das ganze Jahr über sorgen.
  4. Bio-Pflanzen kaufen, denn auch die Pflanzen aus Gartencentern, Bau- und Supermärkten sind meist stark mit Pestiziden belastet.
  5. Mit Urban Gardening für mehr blühende Inseln in der Stadt sorgen.

Ausführliches zu Pestiziden & Bienen gibt’s hier vom BUND.

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11 Kommentare

  1. liebe caro,
    da hast du wirklich sehr viele, sehr gute und wichtige argumente und informationen zusammengetragen, weshalb wir bienen brauchen. ich wollte deinen beitrag erst bei mir verlinken. allerdings lebe ich selbst vegan und das auch ohne honig. aus gründen. und deine argumentation ist irgendwie… nunja…. ich hasse vegandiskussionen wie die pest, aber dass imkernde wichtig für die bienenpflege sind, leuchtet ein. alles andere auch. aber muss man diesen bienen dann auch ihren honig rauben? ist das notwendig? würden insektenhotels, bienenwiesen, weniger pestizide und co nicht reichen? kann so nen hobbyimker nicht einfach nur so zur freude ein bienenhotel betreiben? ach verdammt! er ist fast sehr gut mit sternchen dieser beitrag, aber das mit dem honig von imkernden macht es für mich kaputt…. und ich übe kritik und will dir und deinem blog eigentlich gar nicht ans bein pinkeln. vor allem, weil ich sonst eher still mitlese und mich inspirieren lasse und jetzt mit sowas um die ecke komme….. und jetzt ist dieser kommentar total krude… ach, ich lass das jetzt so. ist ja nur ein argument honig zu essen und vieleviele drumherum, die sich für bienenpflege einsetzen. wenn es mit dem “aber” okay für dich ist, würde ich ihn trotzdem verlinken.
    wirre grüße,
    jule*

    • Liebe Jule,

      Danke für deine Gedanken zu dem Thema. Ist kontrovers, deswegen habe ich mit Kritik gerechnet – ist doch überhaupt gar nicht schlimm! Ich stimme dir sogar zu! Insektenhotels, Bienenweiden und vor allem weniger Pestizide würden bestimmt reichen für den Bienenschutz. Aber mal ehrlich, zu weniger Pestiziden wird es erst kommen, wenn so gut wie alle Bienen vernichtet sind und der Ertrag der Landwirte massiv einbricht. Und klar, könnten Hobbyimker einfach so ihre Bienen haben und ihnen den Honig nicht klauen. Das fänd ich sogar auch total schön, aber auch hier: wer macht das schon, wenn man damit auch ein bisschen Geld verdienen kann? Und so eine Imkerausbildung ist verdammt teuer!
      Also: Ich freue mich über deine Kritik und natürlich darfst du den Artikel sehr gerne verlinken 🙂

      Liebe Grüße!
      Caro

  2. Das ist Klasse, dass Du als Veganerin so denkst und da mit einer Konsumhaltung unterstützt, wo es wirklich hilft! Danke und schön dass ich zu deinem Blog gefunden habe, LG Verena

  3. Ich sehe das ganz genauso wie du! Ich lebe auch vegan und genieße (!) den Honig vom Imker meines Vertrauens. Zumindest solange, bis ich hoffentlich nächstes Frühjahr meine “eigenen” Bienen habe 🙂 Es kommt immer drauf an wie man imkert, man kann den Bienen auch so viel Honig lassen wie sie brauchen und nur den Überschuss nehmen. Ich durfte vor einem Jahr eine Imkerin in Kanada für einen Monat lang begleiten (ihre Tochter ist übrigens auch Imkerin UND Veganerin mit Ausnahme Honig) und habe dabei so viele Eindrücke bekommen.. ich habe konventionelle Imker getroffen (wenn auch nicht solche, die mit Containern rumreisen sondern einfach im großen Stil die Imkerei betreiben…) und viele kleine motivierte Hobbyimker die mich inspiriert und fasziniert haben! Ich hätte davor wirklich nie gedacht wie spannend diese kleinen gestreiften Tierchen sind. Und sooo wichtig für uns und unsere Welt.

    • Oh toll, so viele Zustimmungen hier 🙂
      Ich danke dir für deine Gedanken zum Thema – freut mich total, dass noch mehr denken wie ich. Ich wünsche dir ganz viel Spaß im nächsten Jahr mit deinen Bienen 🙂

  4. Liebe Caro,
    danke für den tollen Artikel!
    Auch ich esse als Veganerin guten Bio Honig aus Deutschland!
    Ich hab mich dafür entschieden weil Honig einfach auch wahnsinnig positive Eigenschaften auf unser Immunsystem hat ( wie auch Propolis etc bei Erkältungen), aber jetzt hab ich noch einen Grund mehr 🙂
    Danke und liebe Grüße
    Sophia

    • Liebe Sophia,

      vielen Dank für deine lieben Worte 🙂 Mit den Eigenschaften auf unser Immunsystem hast du Recht! Ich habe sogar gelesen, dass die umso größer sind, je regionaler der Honig ist den man isst.

  5. Hallo Caro,
    ein Beitrag mit guten Argumenten. Aber gilt das Argument von naturnah gehaltenen Bienenvölkern nicht auch für Milchkühe, die unter vergleichbaren Bedingungen gehalten werden?
    Gruß – Dirk

    • Lieber Dirk, ich kann deinen Gedanken in gewisser Weise nachvollziehen. Bienen produzieren in der Regel ohnehin mehr Honig, als gebraucht wird und der kann dann von uns genutzt werden. Kühe geben nur Milch, wenn sie mindestens jährlich ein Kalb bekommen. Das finde ich schon sehr krass und das ist definitiv ein Argument für mich keine Milch zu trinken. Für mich zählt zudem auch das gesundheitliche Argument eine ganz große Rolle bei der Entscheidung keine Milchprodukte zu essen (schau mal hier, falls du dich näher dafür interessierst: https://einbisschengruener.com/2017/11/01/warum-ich-vegan-bin/).

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