Der erste Gastbeitrag auf einbisschengrüner: Nadine teilt ihre Erfahrungen mit verschiedenen alternativen Haarwaschmethoden von Seife über Roggenmehl zu Wasser.
Vorwort
Haare sind so eine Sache für sich und die Alternative Haarwäsche ist es ganz besonders. Die Bedürfnisse von Haut und Haaren sind individuell sehr verschieden und es gibt viele unterschiedliche Methoden, durch die auch ich mich schon nahezu vollständig durchprobiert und meine Erfahrungen damit auch in einigen Artikeln festgehalten habe:
Sämtliche Shampoo-Alternativen von Seife über Natron, zu Roggenmehl und Wasser habe ich hier erläutert. Um natürliche Spülungen und andere Haarpflege nach dem Waschen geht es hier und explizit um Kräuterspülungen hier.
Da ich seit einigen Jahren jetzt aber wieder zurück zu der Haarwäsche mit festem Shampoo gekehrt bin (ab und an in Kombi mit einer Sauren Rinse aus Zitrone, Himbeer- oder Apfelessig + Wasser) und keine Lust mehr auf Experimente habe, habe ich mich sehr darüber gefreut, dass Nadine auf mich zugekommen ist und angeboten hat, ihren persönlichen Weg mit alternativen Haarwaschmethoden von Seife über Mehl zu Wasser mit uns zu teilen.
Nadines Erfahrungen
Ich wasche meine Haare aktuell nur mit Wasser (No-Poo)!
Hört sich erst mal völlig verrückt an, denn es gibt ja eine riesen Auswahl in den Drogerien, die uns suggerieren, dass unsere Haare dieses und jenes Shampoo brauchen, dazu dann eine Spülung oder Kur und all die anderen Dinge, die es heutzutage noch zur Pflege gibt. Bis vor 3 Jahren glaubte ich das auch, aber nach der Geburt meines Sohnes begann bei mir ein Umdenken, denn wenn ich eines Tages von meinen Kindern gefragt werde, was ich gegen den Klimawandel und für die Umwelt getan habe, dann kann ich wenigstens sagen, dass ich nicht “nix“ gemacht habe. Unter anderem entstand so die Idee in meinem Kopf, meine Haare nur mit Wasser zu waschen.
Das war aber ein langer Weg, von dem ich euch erzählen möchte.
Als mein Entschluss feststand, machte ich auch schon gleich den ersten Fehler, denn ich erzählte meiner Familie und Freunden ganz stolz von meinem Vorhaben. Die hielten mich erst mal für eigenartig, doch mein Drang etwas zu verändern, war zum Glück stärker und so starte ich mit der Recherche.
Haare waschen mit Seife
Ich entschloss mich meine Haare von jetzt an mit Seife zu waschen. Doch auch da gibt es tausend verschiedene Möglichkeiten und die passende zu finden, das dauerte einige Monate. Viele Menschen schwören auf die Aleppo-Seife als Allrounder, doch diese machte mein Haar total fettig, sodass ich mich an verschiedene Seifen von der Manufaktur Sauberkunst aus dem Brandenburger Land versuchte, die all meine Anforderungen erfüllte; palmölfrei, tierversuchsfrei, vegan, plastikfrei . Auf der Homepage kann man diverse Seifen auch als Probeexemplar bestellen, damit man nicht gleich ein riesen Stück Seife kauft und es dann doch nicht nutzt, weil das Haar damit nicht zurechtkommt. Aber auch so ein Mini Stück Seife hält ewig, das hätte ich nicht gedacht! Das mit Seife waschen klappte dann auch wirklich gut. Am Anfang machte ich zusätzlich regelmäßig eine Kur aus Saurer Rinse (Apfelessig und Wasser), aber ich hatte das Gefühl, mein Haar brauchte das nicht, deshalb ließ ich es weg.
Ich freute mich jedes Mal, wenn ich meine Kulturtasche packte, denn da war plötzlich so viel mehr Platz ohne diese ganzen Pflegeprodukte.
Haare waschen mit Roggenmehl
Nachdem die Seife dann aufgebraucht war, entschloss ich mich den nächsten Schritt zu gehen und fing an, meine Haare mit Mehl zu waschen.
Ich lernte dazu und behielt mein Vorhaben für mich, denn wenn Freunde und Familie Seife schon merkwürdig gefunden haben, was würden sie dann wohl zu Mehl sagen, dachte ich mir. Meine Wahl fiel auf Roggenmehl Typ 1150, da ich dünnes Haar habe, was auch noch sehr trocken ist.
Zum Anrühren nahm ich einen kleinen Becher, mit einem Teelöffel Mehl und lauwarmem Wasser. Eine unterschiedliche Konsistenz hatte bei meinem Haar keine Auswirkung, nur wirklich flüssig mochte ich es nicht, denn so ließ es sich schwieriger verteilen, deswegen rührte ich es eher breiig an. Sobald die Masse klumpenfrei war, verteilte ich sie auf dem Ansatz. Ein wenig kam auch in die Spitzen (so wie man es bei Shampoo macht, nur das es nicht schäumt und auch nicht riecht), wo es fünf Minuten einwirkte. Nach meinem ersten Versuch sahen meine Haare etwas missglückt aus, denn so richtig sauber wurden sie nicht. Da ich mich erinnerte, dass bei der Umstellung von Shampoo auf Seife, meine Haare ja auch erst sehr fettig waren, weil sie erst die Reststoffe vom Shampoo ausspülen mussten, gab ich nicht auf und nach dem dritten Versuch, war ich zufrieden. Meine Formel des Glückes basierte darauf, nicht zu viel Mehl in die Haare zu geben und das Auswaschen dann mit lauwarmem Wasser wirklich gründlich zu machen, damit sich keine Rückstände bilden konnten. Sonst wirkte das Ergebnis etwas klebrig. In meiner Haarbürste sammelten sich regelmäßig solche –ich nenne es mal Fussel- vom Mehl, das war etwas nervig. Das Kämmen stellte sich als elementar heraus, je häufiger ich mit der Bürste durch ging, desto einen schöneren Glanz bekam das Haar. Nicht jede Bürste ist für alle Haartypen geeignet, da musste ich auch erst mal testen, welche zu mir passt. Empfehlen kann ich diesbezüglich kostkamm.de!
Ihr merkt, das Ganze ist schon eine Wissenschaft für sich und man muss definitiv ausprobieren, aber das Ergebnis lohnt sich! Tatsächlich gewöhnten meine Haare sich sehr schnell an das Roggenmehl und schon bald empfand ich es als angenehm, denn Pflegeprodukte brauchte ich keine mehr und da ich nicht jeden zweiten Tag meine Haare waschen musste, sparte ich auch sehr viel Zeit. Der Einkauf in der der Drogerie fiel auch weg, denn mein Mehl bekam ich in jedem Supermarkt und so eine Packung hielt bei mir für ein Jahr. Eben weil das Mehl so lange hielt, musste ich mit der Lagerung aufpassen, damit sich keine Mehlwürmer oder Motten sammelten. Dazu nahm ich ein Schraubglas und nutzte immer einen frischen Löffel, ging wunderbar!
Auch für alle Schwangeren, die mit Gerüchen zu kämpfen haben, kann ich Mehl sehr empfehlen. Da spreche ich aus eigener Erfahrung, denn mittlerweile war Kind zwei unterwegs und mir wurde kein einziges Mal vom Geruch schlecht, chacka!
Allerdings hatte mein Haar so seine Probleme. Mit der Hormonumstellung wirkte es zur Mitte der Schwangerschaft wieder fettiger, aber Haare hoch zum Zopf gebunden und gut ist, dachte ich mir.
Haare waschen mit Wasser
Einige Monate nach der Geburt, genauer gesagt letzten Dezember, stellte ich an einem Sonntag fest, dass mein Mehl leer war (Stilldemenz lässt grüßen). Also nahm ich es als Zeichen und läutete die nächste und letzte Stufe ein; Haare waschen nur mit Wasser!
Am Anfang war ich unter der Dusche etwas überfordert, denn wenn plötzlich absolut nichts mehr in die Haare schmiert, was macht man dann eigentlich um sie sauber zu bekommen? Also fing ich an das Wasser über meine Haare laufen zu lassen und es mit meinen Händen einzumassieren. Das klappte ganz gut und ich war mit dem Ergebnis zufrieden.
Aktuell ist Mitte Januar, ich kann also noch nicht von Langzeitergebnissen sprechen. Ich mache mir momentan den Winter zur Gunst, denn es ist Mützenzeit, was meinem Ansatz sehr entgegen kommt. So eine Umstellung dauert seine Zeit und darauf lasse ich mich ein. Es fühlt sich immer noch etwas befremdlich an, so ganz ohne “alles“ unter der Dusche zu stehen, denn der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier. Meine Haare fetten tatsächlich immer weniger nach und mein Ziel ist es, wieder nur einmal in der Woche Haare waschen zu müssen, momentan bin ich bei zwei Mal angelangt. Die Haare richtig gut auszubürsten, erscheint mir wichtiger denn je, aber hier habe ich ja schon Übung. Außerdem empfehle ich euch einzelne Haarpartien hochzuheben, um das Wasser auch wirklich im ganzen Haar verteilen zu können. Ich bin sehr gespannt darauf, wenn es mal wieder auf Reisen gehen sollte, denn nicht jedes Wasser ist gleich. Der pH-Wert, soll ja eine große Rolle spielen. Ob ich für meinen Kulturbeutel tatsächlich ein Fläschchen Haus-Wasser abfülle, wage ich eher zu bezweifeln ;).
Ich hoffe ich konnte euch inspirieren!
Autorinneninfo
Mein Name ist Nadine, ich bin fast 34 Jahre alt und Mutter von 2 kleinen Kindern. Mama sein ist für mich eine Berufung, die mich mit vollem Herzen erfüllt. Wenn meine Kinder mich eines Tages fragen was ich für den Klimaschutz getan habe, möchte ich nicht mit „nix“ antworten. Deshalb versuche ich mit gutem Beispiel voran zu gehen und gestalte unsere Welt etwas bunter, aber auch umweltfreundlicher. Ich bin gerne auf ganz unterschiedliche Art kreativ und versuche mich immer wieder an neuen Dingen. So kam ich zum Schreiben, u.a. auf meinem Blog: Villa Kunterbunter.
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