Passend zum World Vegan Day, geht’s heute um meine persönlichen Gründe mich vegan zu ernähren.
Seit 2012 ernähre ich mich vegetarisch und vor ungefähr 1 1/2 Jahren habe ich komplett auf vegan umgestellt. Der Übergang dahin war fließend; ich habe vorher schon mehrere Jahre lang tierische Produkte nur noch in Form von Käse gegessen. Honig esse ich übrigens immer noch. Warum, erfahrt ihr hier. So viel erstmal dazu.
Jetzt aber zu den Gründen. Ich kann da jetzt nicht mit Weltneuheiten auftrumpfen, es sind eigentlich die klassischen Gründe für Veganismus, das ein oder andere ist für manche aber vielleicht trotzdem neu. Die Reihenfolge tut übrigens nicht groß etwas zur Sache.
- Ethische Gründe
- Gesundheitliche Gründe
- Umweltschutz
- Egoismus
Und auch wenn die ethische Begründung wahrscheinlich jede*r zu Genüge kennt, sollten wir uns alle immer wieder vor Augen führen, was das eigentlich ist, was wir zu uns nehmen. Ich habe auch noch ein paar spannende Gedanken eingebaut, die vielleicht doch noch nicht jede*r gehört hat.
Ethische Gründe: Not your mum, not your milk.
Den wenigsten Menschen ist bewusst, dass Kühe nur Milch geben, wenn sie ein Kälbchen haben.
Deswegen werden Milchkühe einmal jährlich künstlich besamt. Direkt nach der Geburt werden Kälbchens und Mutter getrennt. Kühe haben einen starken Mutterinstinkt, sind sehr sozial und erleben daher ein enormen Trennungsschmerz. Eine Herzzerreißende Geschichte dazu findet ihr hier. In Kurzform: Eine Kuh gebärt Zwillinge und versteckt eines der Kälber vor dem Landwirt, damit es ihr nicht genommen wird. Die Geschichte zeigt, wie intelligent und fürsorglich Rinder sind. Was nehmen wir uns heraus ihnen eine solche Qual zuzufügen. Und obwohl es Alternativen zur konventionellen Milchkuhhaltung gibt, zum Beispiel die Muttergebundene Kälberaufzucht, wo Kuh und Kalb nicht getrennt werden, (eine Übersicht der Höfe gibt’s hier), ist die vegetarische Ernährung für mich inkonsequent. Denn Tiere, die für ihre Produkte gehalten werden (Milchkühe, Hühner) müssen länger leiden und werden zusätzlich letztendlich auch getötet, als solche, die für ihr Fleisch getötet werden. Und natürlich ist es bei jeder Art von Milchviehhaltung so, dass männliche Kälber in die Mast gehen und zu Kalbfleisch werden.
Und dann ist da noch der Carnismus. Carnismus ist ein Begriff der von Dr. Melanie Joy eingeführt wurde und das Phänomen beschreibt, dass wir bestimmte Tierarten essen und andere nicht. Sie erklärt es an einem schönem Beispiel: Du bist bei deinen Nachbarn zum Essen eingeladen. Es gibt Gulasch, das so gut schmeckt, dass du nach dem Rezept fragst. Die Gastgeberin erklärt dir, der Clou läge im Fleisch. Sie habe gut gewürztes Golden Retriever Fleisch verwendet. Die Gedanken, die dir in dem Moment durch den Kopf gehen würden, spiegeln wieder, was für uns tagtäglich und selbstverständlich ist: unseren Hund knuddeln wir, während der Rinderbraten im Ofen oder das Lammkotelett in der Pfanne schmort. Schon mal drüber nachgedacht? Eigentlich extrem absurd.
Empfehlungen
Buch: Dr. Melanie Joy – Beyond Beliefs
Gesundheitliche Gründe: Die gesündeste Ernährung ist die vegane Ernährung
Leider lernen Ärzte in ihrer Ausbildung viel zu wenig über Ernährung und in der Gesellschaft ist immer noch der Gedanke von der Mischkost mit Fleisch als die gesündeste Ernährungsweise verankert. Ganz ganz langsam tut sich aber was in der Richtung und Studien beweisen immer wieder das Gegenteil. Nämlich, dass ein starker Zusammenhang zwischen den gängigen Zivilisationskrankheiten und unserer Ernährung besteht, besonders was Zucker, Verarbeitetes Essen, Fleisch und Milchprodukte betrifft. Und dabei wird immer wieder festgestellt, dass die vollwertige vegane Ernährung – entgegen des Konsens der Gesellschaft – die gesündeste Form der Ernährung ist.
Das lässt sich zum Beispiel anhand des Säure-Basen-Haushaltes des Körpers erklären. Tierische Produkte sind Säurebildner, d.h. sie werden vom Körper zu Säuren verstoffwechselt. Der Körper ist aber eigentlich ein basisches System. Ein Überschuss an Säuren kann zu einer Großzahl von Zivilisationserkrankungen führen, wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinfarkt etc. und begünstigt allgemein das Entzündungsniveau im Körper. Menschen, mit entzündlich bedingten Krankheiten, wie Hautproblemem, Akne, Psoriasis, Arthrose, Arthritis, Rheuma etc. können daher mit einer veganen Ernährung so einiges bewirken, da die größten Säurebildner rausfallen, und durch eine basische vegane Ernährung noch einiges mehr.
„Wie gehst du sicher, dass du alle Nährstoffe bekommst?“ aka „Wo bekommst du dein Protein her?“
Die Frage aller Fragen, die sich sicher jede vegane Person schon mal anhören musste. Meine Lieblingsantwort darauf: „Und du so?“, denn dann ist in der Regel erstmal Ruhe. Eat the Rainbow: Blattgrün, Obst, Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte, Kohlenhydrate, gesunde Fette und gut ist. Bis auf Vitamin B12 lassen sich ausnahmslos alle Vitamine und Mineralien durch pflanzliche Ernährung aufnehmen – meistens sogar in größerer Menge und leichter für den Körper zu verstoffwechseln. Und was das Protein anbelangt: Wir nehmen heutzutage durch Milchprodukte und Fleisch in der Regel sogar zu viel Protein zu uns, als gesund wäre.
Vitamin B12: „B12 in Tablettenform ist doch nicht natürlich, daher kann die pflanzliche Ernährung gar nicht gesund sein“
Das ist meistens die Aussage, mit der die meisten Fleischesser ein vermeintliches Ass aus dem Ärmel ziehen. Dabei liegen sie damit schlichtweg falsch – zumindest in der heutigen Zeit.
Vitamin B12 sollte ausnahmslos jede*r supplementieren, egal ob Veganer*in, Vegetarier*in oder Allesesser*in. Denn es ist eines der lebenswichtigsten Vitamine (es beeinflusst unter anderem maßgeblich die Gehirnaktivität) und auch bei vielen Fleischessenden besteht häufig ein Mangel.
So, und jetzt dazu, warum es nicht unnatürlicher ist B12 zu supplementieren, als es über Fleisch aufzunehmen. Vitamin B12 wird von Bodelebewesen ausgeschieden und haftet an ungewaschenem Obst und Gemüse, das von uns gegessen oder an dem Gras, das von Tieren aufgenommen wird. Nutztiere kommen allerdings immer seltener auf die Weide und nehmen entsprechend kaum bis gar kein B12 mehr auf. Dazu kommt, dass unsere Böden durch die konventionelle Landwirtschaft derart ausgelaugt sind, dass in ihnen nicht mehr so viele Bodenlebewesen leben und wir so auch über das Gemüse und die Tiere über das Gras kein B12 mehr aufnehmen. Da aber auch Tiere das Vitamin zum Leben brauchen, wird es ihnen als Nahrungsergänzungsmittel zugesetzt. B12 über Fleisch und tierische Produkte aufzunehmen ist also in der heutigen Zeit gar nicht natürlicher. Warum also diesen Umweg nehmen?
Empfehlungen
Dr. Greger, der auf nutritionfacts.org wissenschaftliche Studien zur Ernährung vergleicht und deren Ergebnisse präsentiert
Buch: Campbell – China Study – Die wissenschaftliche Begründung für eine vegane Ernährungsweise
Dokus: What the Health, Forks over Knifes
Umweltschutz
Pflanzliche Ernährung ist klimaschonend. Tausend mal gehört, der Vollständigkeit halber hier nun auch noch mal in Kurzform. Die Herstellung von Fleisch und Milchprodukten erfordert durch die Futtermittelherstellung eine größere Menge an Wasser und hat einen höheren Kohlenstoffdioxid Ausstoß als die gleiche Menge an Pflanzlichen Produkten. Für 1kg Fleisch werden zum Beispiel um die 15.000 Liter Wasser benötigt. Außerdem ist die Fleischproduktion verantwortlich für die Abholzung eines Großteil des Regenwaldes. Denn es ist nicht etwa die Tofuproduktion, für die Soja auf ehemaligen Regenwaldflächen angebaut wird, sondern der Großteil geht in der Fleischindustrie als Futtermittel drauf. Das Soja, was wir direkt konsumieren, ist in den allermeisten Fällen zertifiziert und kommt sogar oft aus Europa (Soyade finde ich z.B. super, denn die verarbeiten Französische Sojabohnen, und setzen den Produkten keine ungesunden Zusatzstoffe zu (dieser Hint ging in Richtung Alpro)).
Empfehlungen
Eine unglaublich gute Doku zum Thema Ernährung und Klimawandel ist Cowspiracy!
Egoismus
Der letzte und wahrscheinlich erstmal am ungewöhnlichsten erscheinende Grund ist der pure Egoismus: Ich muss kein schlechtes Gewissen mehr haben, denn für mein Essen musste kein Tier leiden. Und nebenbei bin ich fein raus, wenn es um Lebensmittelskandale geht – positiver Nebeneffekt!
Warum soll ich also etwas essen, was Leid verursacht was so leicht zu unterbinden ist, was schädlich für unsere Umwelt ist und was mich krank macht, wenn ich mich ohne viel besser fühlen kann?
Und warum wird es eigentlich als so absurd angesehen sich rein pflanzlich zu ernähren, wo doch das Essen von Tieren das viel größere Absurdum ist?
Toller Artikel! Ich bin seit 20 Jahren Vegetarierin, aber der Absprung ist eine gänzlich vegane Ernährung fällt mir leider immer noch viel zu schwer D:
Lass dich nicht stressen! Ist doch toll, dass du schon so lange vegetarisch isst (wow!)!
Jeder kleine Schritt zählt 🙂
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