So bringst du mehr Artenvielfalt in deinen Garten

Flora und Fauna sind massiv bedroht, das Artensterben in vollem Gange: Eine Million Tier- und Pflanzenarten sind weltweit vom Aussterben bedroht. Dies ist höchst problematisch, weil Ökosysteme durch das Artensterben anfälliger werden, schneller kollabieren können und damit unsere Lebensgrundlage gefährden. Umso wichtiger also, den eigenen Garten naturnah und insektenfreundlich zu gestalten und so einen kleinen Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt zu leisten.

Gemähte Rasenflächen, auf denen der Mähroboter gemächlich seine Kreise zieht, Kirschlorbeerhecken drumherum und Beeteinfassungen aus Granit, wenn es hoch kommt noch ein paar einzelne Stiefmütterchen in ansonsten nackten Beeten – so oder so ähnlich sehen aktuell viele „Gärten“ aus. Auch wenn es sich hierbei zumindest nicht um Schottergärten handelt – für die Biodiversität ist das trotzdem nicht wirklich förderlich. Denn auch Rasenflächen – regelmäßig gemäht und frei von Unkraut – sind Biodiversitätswüsten, auf denen artentechnisch nicht viel los ist. Was also tun, um den Garten naturnäher zu gestalten und die Biodiversität zu fördern?

Strukturvielfalt schaffen

Die Abwechslung unterschiedlicher Strukturen wie Staudenbeete, Bäume, Sträucher und Wiesenflächen schafft eine Vielfalt an Lebensräumen. Liegen gelassenes Totholz dient als Lebensraum und Nistmaterial für diverse Insekten. Dieses kann z.B. auch zu sog. Benjeshecken aufgeschichtet werden. Auch Steinhaufen schaffen Unterschlupf für unterschiedliche Tiere.

Wilde Ecken

Eine wilde Ecke, in der Beikraut wie Brennnesseln & Co. stehen bleiben dürfen, dient als ungestörter Lebensraum und bietet Futterpflanzen, z.B. für Raupen von Tag- und Nachtfaltern. 

Weniger Rasenpflege, mehr Blühwiese

Je seltener der Rasen gemäht wird und je mehr Beikraut (Löwenzahn, Gänseblümchen, Gundermann, Braunelle & Co.) stehen bleiben darf, desto besser – denn das schafft Blühaspekte und damit Nahrung für Biene & Co. und macht aus der Rasenwüste doch noch etwas Brauchbares. Vielleicht muss ja auch gar nicht der gesamte Rasen gemäht werden, sondern darf an manchen Stellen stehen bleiben und zu einer Blühwiese umfunktioniert werden. Ich lasse gerne auch Inseln mit Klee im Rasen stehen, denn Klee ist eine besonders begehrte Nahrungsquelle bei Bestäubern.

Heimische Pflanzenarten

Heimische Pflanzenarten sind das A und O im naturnahen Garten, denn sie bieten Nahrung für die hier lebenden Tierarten. Spezielle Züchtungen und einjährige Zierpflanzen wie z.B. Stiefmütterchen, Geranien und Begonien sind meist steril und bieten weder Pollen noch Nektar und sind damit nutzlos für bestäubende Insekten. Heimische Wildpflanzen oder zumindest Blühpflanzen mit besonders viel Pollen und Nektar als Nahrung unterstützen die Insektenvielfalt. Zudem gibt es viele Tierarten – z.B. Falter- oder Wildbienenarten, die in Symbiose mit bestimmten Pflanzenarten leben – stirbt die Pflanzenart aus, stirbt auch die Tierart aus und andersherum. 

Insektenfreundliche Pflanzen

Bereits über 60 Prozent der Falter und ein Großteil der Wildbienenarten, stehen auf der Roten Liste und sind damit vom Aussterben bedroht. Um Tag- und Nachtfaltern, Hummeln, Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen und Käfern Nahrung zu bieten, sollten möglichst viele blühende Stauden oder eine Blühwiese aus einjährigen Blühpflanzen gepflanzt werden. Dabei sollten die Blütezeiten so gewählt werden, dass sie sich über das ganze Jahr verteilen, damit Bestäuber dauerhaft Nahrung finden. Besonders Frühblüher und Blühpflanzen, die im Juni und Juli blühen, sind bestäubenden Insekten eine große Hilfe.

Auch Küchenkräuter sind meist gut an Trockenheit angepasst und wahre Insektenmagneten. 

Bei der Pflanzenwahl Blühpflanzen mit ungefüllten Blüten solchen mit gefüllten Blüten vorziehen. Als gefüllt werden Blüten bezeichnet, wenn sich in ihrem Zentrum zusätzliche ineinander verschachtelte Blütenblätter befinden. Die Staubgefäße wurden weggezüchtet oder von den Blütenblättern verdeckt, sodass angelockte Insekten keine Nahrung finden oder sie nicht erreichen können.  

Das Problem an Saatgut und Pflanzen aus dem Baumarkt: Die Saatgutmischungen enthalten häufig Arten, die in Deutschland nicht heimisch und daher oft nutzlos für unsere Insekten sind. Pflanzgut – selbst wenn es als bienenfreundlich gekennzeichnet ist – ist häufig stark mit Pestiziden behandelt und vergiftet die Insekten. Daher besser auch regionales Saatgut achten, samenfestes Saatgut nutzen und Bioqualität kaufen.

Nistmöglichkeiten schaffen

Nistplätze für Vögel werden immer knapper. Nistkästen aufzuhängen ist eine super Möglichkeit, um für Nistmöglichkeiten zu sorgen.

Wildbienen dienen Insektenhotels als dringend notwendiger Lebensraum, ebenso wie ein Sandarium – denn tatsächlich nistet ein Großteil der Wildbienenarten unterirdisch.

Tränken 

Teiche – und mögen sie noch so klein sein – bereichern Gärten enorm. Sie dienen nicht nur weiteren Arten als Lebensraum (wie viele Libellen in meinem kleinen Teich bei meiner Mutter schon herangewachsen sind!), sondern auch als Tränken für Vögel, Insekten und andere Tiere. Aber auch Schalen mit Wasser und einigen größeren Steinen als Lande- und Ausstiegshilfe sind Gartentieren in heißen Sommern eine große Hilfe. 

Wildsträucher pflanzen 

Wildsträucher stellen Versteck- und Nistmöglichkeiten für Vögel bereit und bieten Insekten und Vögeln durch ihre Blüten und Beeren Nahrung. Dabei am besten viele unterschiedliche Arten pflanzen: Kornelkirsche, Schlehe, Weißdorn, Heckenkirsche, Jasmin. 

Stauden im Frühjahr schneiden

Statt verblühte oder vertrocknete Pflanzenteile im Herbst abzuschneiden, sollten diese über den Winter stehen gelassen und erst im Frühjahr geschnitten werden. So können sie im Winter für Insekten als Überwinterungsversteck genutzt werden. Samenstände dienen als Futter für Vögel.

Keine Pestizide, keine chemischen Dünger

Das im Naturgarten Pestizide und chemische Dünger keinen Einsatz finden, weil sie die Umwelt (Tiere, Boden, Gewässer) vergiften, versteht sich von selbst. 


Zum Weiterlesen

Wer sich noch stärker mit dem Thema Naturgarten, Bienenfreundlicher Garten oder Schmetterlingsgarten beschäftigen möchte, folgen hier noch ein paar Tipps zum Weiterlesen:

Buch: Wildlife Gardening – Dave Goulson

Schmetterlingsgarten – NABU

Schmetterlingsspirale – NABU

Pflanzen für Wildbienen – BUND

Naturgarten – Naturgarten e.V.

Naturgarten – NABU

Sandarium anlegen – BUND

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